Orgelmusiken

in Nordstemmen 2025
OrgelTermine

Fünf Konzerte 2025

Die St. Johannis Kirchengemeinde lädt im Sommer 2025 zum dritten Mal zu Orgelkonzerten mit internationalen Künstler:innen ein. Zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie auf dieser Seite informationen zu den einzelnen Künstler:innen sowie kurz vor den Konzerten das jeweilige Programm. 

Die Kirchengemeinde

Die St. Johannis Kirchengemeinde Nordstemmen hat eine lange musikalische Tradition. Für die modernen Gottesdienste „alive, „kreuz & quer“ und „3/17“ haben sich jeweils eine Band gebildet. Die Kirchenchöre der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde singen gemeinsam. Die Orgelmusik wurde bekannt durch Formate wie „Große Musik in kleiner Kirche“.

Unterstützung erbeten

Liebe Konzertbesucher,

die Orgelkonzerte in St. Johannis leben von Ihrer Wertschätzung und Unterstützung. Um auch im kommenden Jahr 2026 hochkarätige Künstler nach Nordstemmen einladen zu können, bitten wir Sie auch dieses Mal wieder herzlich um Ihre großzügige Spende. Jeder Beitrag – ob klein oder groß – hilft uns, diese besondere Konzertreihe fortzuführen und die Orgelkultur mit unserer herausragenden Furtwängler-Orgel in unserer Region lebendig zu halten.

Den Fortbestand dieses kulturhistorisch immanent wichtigen Unterfangens sicherzustellen ist ein Stück unserer gesellschaftlichen Verantwortung – über den rein kirchlich geographischen Rahmen hinaus.

Besonders dankbar wären wir auch für Angebote zur Beherbergung unserer teils international konzertierenden Künstler.
Die persönliche Gastfreundschaft schafft nicht nur eine besondere Atmosphäre für die Musiker, sondern ermöglicht es uns auch, mehr Mittel direkt in die künstlerische Qualität unserer Konzerte zu investieren.

Für Ihre Unterstützung – ob finanziell oder durch Ihre Gastfreundschaft – danken wir Ihnen von Herzen. Sprechen Sie uns gerne nach dem Konzert an oder kontaktieren Sie uns über das Gemeindebüro.

Mit musikalischen Grüßen,
Ihr Konzertteam St. Johannis

Konzerte 2025

26.10.2025 // 19.30 Uhr // Gereon Krahforst // Maria Laach
Gereon Krahforst – Ein vielseitiger Musiker mit beeindruckendem Werdegang
Gereon Krahforst wurde 1973 in Bonn geboren. Nach einer umfassenden frühen musikalischen Ausbildung und dem Abitur studierte er 1990-2000 Komposition, Musikwissenschaft, Kirchenmusik, Klavier und Orgel in Köln und Frankfurt am Main (Orgellehrer waren vor dem Studium Markus Karas und John Birley, während des Studiums dann Clemens Ganz und Daniel Roth). Zahlreiche Meisterkurse und private Studien u.a. mit Marie-Claire Alain, Jon Laukvik, Petr Eben, Wolfgang Seifen, Guy Bovet, Tomasz A. Nowak, Franz Lehrndorfer, Hans Haselböck, Bernhard Haas und vielen anderen ergänzen seine Studien. Nach einer Reihe von renommierten kirchenmusikalischen Anstellungen in Bonn (Kreuzbergkirche), Mönchengladbach (Münsterbasilika), Minden (Dom) und als Domorganist in Paderborn (Dom) wanderte er zunächst nach Südspanien aus und amtierte dort als Organist der national bedeutenden „Organo del Sol Mayor“ in Marbella an der Costa del Sol. Bis dahin lehrte er gleichzeitig acht Jahre lang eine Orgel-Improvisationsklasse an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.

Ab 2012 amtierte er als Cathedral Organist und Associate Director of Music an der Cathedral Basilica of Saint Louis, Missouri – einer der  bedeutendsten katholischen Kathedralen Amerikas. Im April 2015 wurde er vom Benediktinerkonvent der berühmten Abtei Maria Laach als Abteiorganist und künstlerischer Leiter der Internationalen Laacher Orgelkonzerte berufen. Des weiteren ist er seit 2016 künstlerischer Leiter der Orgelkonzertreihe  an der historischen Balthasar-König-Orgel von 1714 in der Klosterkirche St. Leodegar zu Niederehe / Eifel (älteste spielbare Orgel in Rheinland-Pfalz), Seit 2017 ist er berufenes Kommissionsmitglied der Internationalen Orgelwochen Rheinland-Pfalz im Ministerium für Frauen, Jugend, Kultur, Bildung und Integration; 2018-2024 war er Organist und Custos der großen Saalorgel der Rhein-Mosel-Halle Koblenz; seit 2019 wirkt er zudem als nebenamtlicher Kirchenmusiker der Pfarreiengemeinschaft Plaidt, wo die historische englisch-romantische Keates-Orgel (1896) in St. Kastor, Andernach, zu seinen wertvollen Instrumenten zählt.

Seit 2023 ist er ferner künstlerischer Leiter der sommerlichen Orgelkonzerte in der Kreuzbergkirche Bonn; seit 2025 zusätzlich für die Orgelkonzerte in der Apollinariskirche Remagen verantwortlich. Alljährlich konzertiert er zudem in Niederehe, in St. Martin, Cochem, in St. Peter, Sinzig, der Luxemburger Kathedrale und der Basilika Steinfeld sowie in der Stadtkirche Marbella. Besonders als Improvisator konnte er sich einen Namen machen; daneben zählen zu seinem breit gefächerten Repertoire u.a. sämtliche Orgelwerke von Scheidt, Pachelbel, Muffat, Couperin, Clérambault, Buxtehude, Bach, Mendelssohn, Schumann, Brahms, Franck, Widor (inklusive aller 10 Orgelsymphonien), Vierne (inklusive aller 6 Orgelsymphonien), Duruflé, zahlreiche Werke von Guilmant, Dupré und Messiaen sowie ein großer Fundus an unbekannten, lohnenswerten Komponisten aller möglichen Länder und Epochen. Immer wieder werden seine abwechslungsreichen Programmgestaltungen und unkonventionellen Registrierungen bewundert, was in lobenden Kommentaren und Empfehlungen von Jean Guillou, Olivier Latry, Thierry Escaich, John Scott und Stephen Tharp gipfelt.

Bereits 1987 gewann er als 14jähriger einen landesweiten Kompositionswettbewerb mit einem Konzert für Klavier und Orchester; zahlreiche weitere, auch internationale Preise, in Komposition, Klavier und Orgel schlossen sich an. Konzerte führten ihn – zunächst sogar zusätzlich auch als Pianist – in viele Kathedralen, Kirchen und Konzertsäle ganz Europas, nach Südkorea und auch vor dem Auswandern mehrmals in die USA, wo ihm besondere Ehrungen der AGO für seine Lehrtätigkeiten, Vorträge und Konzerte um Max Reger zuteil wurden. CD-Aufnahmen, Auftritte in Rundfunk und Fernsehen sowie Jurorentätigkeit bei internationalen Wettbewerben runden sein vielschichtiges musikalisches Wirken ab. Krahforst ist Widmungsträger mehrerer zeitgenössischer Kompositionen; er ist Mitglied des Rotary-Clubs, der American Guild of Organists und der Amis d´Orgue de Luxembourg.

 

Werkeinführungen

26.10.2025 // 19.30 Uhr // Gereon Krahforst // Maria Lasch
Gereon Krahforst, Maria Laach, Orgel

Michael Schütz (*1963):

The Beginning & Community

Zwei Werke des zeitgenössischen Komponisten Michael Schütz eröffnen das Konzert. Seine Kompositionen sind bekannt für ihren charakteristischen Pop-Stil.

Gereon Krahforst

Improvisationen zur Evangelischen Messe

In diesem Teil verbindet Gereon Krahforst die gregorianische Tradition des
„Kyrie fons bonitatis“
aus Maria Laach mit dem lutherischen Choral
„Allein Gott in der Höh sei Ehr“,
eine musikalische Brücke zwischen verschiedenen liturgischen Traditionen.

Gereon Krahforst:

8 Emoticons (2021)

Eine originelle Komposition, die in 8 Sätzen moderne Emoticons in musikalische Charakterstücke übersetzt. Vom „Grinsendes Gesicht“ bis zum „Sonnenbrille/Cool Boogie“ entfaltet sich ein facettenreiches Klangspektrum menschlicher Emotionen an der Orgel.

Gereon Krahforst:

British Suite (2005)

Aus seiner „British Suite“ präsentiert der Komponist und Organist zwei Sätze:
„Festival Prelude“
und
„Hymnic Air“
Werke, die die Einflüsse der reichen englischen Orgeltradition widerspiegeln.

— PAUSE —
[In der Pause bieten wir heißen alkoholfreien Punsch!]

Gereon Krahforst

Improvisation: Choralpartita im Stil von J.S. Bach

Nach der Pause demonstriert Krahforst seine Improvisationskunst mit einer spontanen Choralpartita über „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ in den klassischen Formen Concerto, Trio und Orgelchoral.

William Wolstenholme (1865-1931):

Allegretto

Ein Werk des englischen Komponisten und Organisten William Wolstenholme der trotz seiner Blindheit zu den angesehenen Musikern seiner Zeit zählte.

Michael Thorn (*1950):

Blues

Mit Michael Thorns „Blues“ erklingt ein Stück, das Elemente der Jazzmusik in die Klangwelt der Orgel integriert.

Gereon Krahforst

Improvisation: Finale

Den Abschluss bildet ein improvisiertes Finale, in dem Gereon Krahforst sein virtuoses Können nochmals unter Beweis stellt – und die Konzertreihe 2025 beschließt  …

 

28.09.2025 // 17.00 Uhr // Silvan Meschke // Leipzig

Tanz und Trio

Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur BWV 564

Dieses dreiteilige Werk zeigt Bachs Genialität in voller Pracht. Die virtuose Toccata mit ihren improvisatorischen Elementen leitet über zum meditativen Adagio mit seiner kantablen Melodieführung. Die abschließende Fuge besticht durch ihren tänzerischen Charakter und kontrapunktische Meisterschaft – ideal, um die klanglichen Möglichkeiten der Furtwängler-Orgel vorzuführen.
Robert Schumann (1821-1856)

Studien für den Pedalflügel op. 56 – Nr. 2: Mit inniger Empfindung

Ursprünglich für den Pedalflügel komponiert, entfaltet dieses Stück auf der Orgel eine besondere Intimität. Schumann verbindet hier romantische Gefühlstiefe mit struktureller Klarheit und schafft ein Werk von berührender Innerlichkeit.
Hugo Distler (1908-1934)

Triosonate op. 18, Nr. 2

Distlers neobarocke Komposition verbindet historische Formprinzipien mit moderner Tonsprache. Die transparente Dreistimmigkeit und die rhythmische Vitalität machen dieses Werk zu einem Schlüsselstück der Orgelmusik des 20. Jahrhunderts.
Johann Sebastian Bach

Fuge à la Gigue BWV 577

Diese spritzige Fuge im 6/8-Takt verbindet französische Tanzrhythmik mit deutscher Fugentechnik. Ihr unbeschwert-fröhlicher Charakter macht sie zu einem der zugänglichsten Werke Bachs für die Orgel.
Gustav Adolf Merkel (1827-1885)

aus: 6. Orgelsonate op. 137 – II. Adagio

Merkel, ein bedeutender Vertreter der deutschen Orgelromantik, schuf mit diesem Adagio ein Werk von ergreifender Ausdruckstiefe. Die warme Klangfarbe und die melodische Gestaltung zeigen den Einfluss Mendelssohns und die romantische Klangästhetik des 19. Jahrhunderts.
— PAUSE —
Max Reger (1873-1916)

Scherzo op. 56 Nr. 10

Regers Scherzo vereint spielerische Leichtigkeit mit harmonischer Komplexität. Die chromatischen Wendungen und rhythmischen Finessen erfordern vom Interpreten höchste Präzision und lassen die technischen Möglichkeiten der Furtwängler-Orgel besonders zur Geltung kommen.
Johann Sebastian Bach

Trio super „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ BWV 664

In diesem Choraltrio verarbeitet Bach die bekannte Choralmelodie mit unvergleichlicher Eleganz. Die drei selbständigen Stimmen verweben sich zu einem transparenten Klanggewebe, das die Triosonatenkunst Bachs in ihrer Vollendung zeigt.
Robert Schumann

Studien für den Pedalflügel op. 56 – Nr. 3: Andantino

Dieses lyrische Andantino offenbart Schumanns Gabe für sangliche Melodieführung. Die fließende Bewegung und die subtilen harmonischen Wendungen schaffen eine Atmosphäre von Ruhe und kontemplativer Schönheit.

Antonio Vivaldi (1678-1741)/Johann Sebastian Bach

Concerto in a-moll BWV 593

Bachs meisterhafte Transkription von Vivaldis Violinkonzert vereint italienische Brillanz mit deutscher Orgelkunst. Die lebhaften Ecksätze umrahmen einen expressiven langsamen Satz – ein faszinierendes Beispiel für den kulturellen Austausch im Barock und die Anpassungsfähigkeit der Orgelmusik.

 

16.08.2025 // 17.00 Uhr // Werner Koch & Florian Sauer // Rostock & Enkenbach Alsenborn
Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Toccata und Fuge in d-Moll

Dieses ikonische Orgelwerk Bachs gehört zu den bekanntesten Kompositionen der klassischen Musik. Die dramatische Toccata mit ihren virtuosen Läufen und Akkordfolgen schafft eine unmittelbare Spannung, die in der komplexen Fuge ihre logische Fortsetzung findet. Die meisterhafte Kontrapunktik und die emotionale Tiefe machen dieses Werk zu einem Höhepunkt der Orgelliteratur.

Wohl mir, daß ich Jesum habe

Aus der Kantate BWV 147 „Herz und Mund und Tat und Leben“ stammend, ist dieses Choralstück besser bekannt als „Jesus bleibet meine Freude“. Die fließende Melodie über einem gleichmäßigen Begleitrhythmus strahlt Ruhe und innere Gewissheit aus. Die Kombination von Gesang und Orgel verstärkt den meditativen Charakter dieser tief empfundenen geistlichen Musik.

Gottfried Heinrich Stölzel (1690-1749)

Aus der Tiefe rufe ich Herr zu dir

Stölzel, ein Zeitgenosse Bachs und hochgeschätzter Komponist seiner Zeit, vertont hier den Psalm 130. Die Komposition verbindet barocke Affektlehre mit persönlicher Ausdruckskraft. Die Abfolge von Arien und Rezitativen (Arie/Rezitativ/Arie/Rezitativ/Arie) erlaubt eine dramatische Entwicklung des Textes vom flehenden Ruf aus der Tiefe bis zur hoffnungsvollen Gewissheit der Erlösung.

Charles-Marie Widor (1844-1937)

Toccata in F-Dur aus der 5. Symphonie aus Opus 42

Widors berühmte Toccata ist ein Glanzstück der französisch-romantischen Orgeltradition. Die perlenden Sechzehntelläufe über mächtigen Akkorden erzeugen einen Klangrausch von überwältigender Wirkung. Dieses Werk demonstriert eindrucksvoll die symphonischen Möglichkeiten der Orgel und verlangt vom Interpreten höchste technische Präzision.

Robert Prizemann (1952-2021)

Ave Maria

Als Komponist und Chorleiter der Chorknaben Uetersen schuf Prizemann ein „Ave Maria“ von schlichter Schönheit. Seine Vertonung verbindet moderne Harmonik mit traditioneller Formgebung und zeichnet sich durch eine besonders eingängige Melodik aus, die den meditativen Charakter des Gebets unterstreicht.

— PAUSE —

Girolamo Frescobaldi (1583-1643)

Magnificat im 1. Ton

Frescobaldi gilt als einer der bedeutendsten Komponisten für Tasteninstrumente der frühen Barockzeit. Sein „Magnificat“ im ersten Kirchenton zeigt die Kunst der Alternatimpraxis, bei der sich Orgel und Gesang im Vortrag der Verse abwechseln. Die klaren Linien und die kontrapunktische Meisterschaft schaffen eine Atmosphäre von würdevoller Erhabenheit.

Franz Schubert (1797-1828)

Ave Maria

Schuberts „Ave Maria“ (eigentlich „Ellens dritter Gesang“ aus op. 52) gehört zu den bekanntesten Vertonungen dieses Gebets. Die schlichte, aber ausdrucksvolle Melodie wird von einer sanft wiegenden Begleitung getragen. Die Kombination von inniger Melodik und harmonischer Tiefe macht dieses Werk zu einem zeitlosen Ausdruck religiöser Empfindung.

Léon Boëllmann (1862-1897)

Suite gothique: Introduction-Choral/Menuet gothique/Prière à Notre-Dame/Toccata

Boëllmanns viersätzige Suite verbindet mittelalterliche Anklänge mit spätromantischer Klangsprache. Nach dem feierlichen Choral folgt ein anmutiges Menuett. Das Herzstück bildet die innige „Prière à Notre-Dame“ (Gebet an Unsere Liebe Frau), bevor die brillante Toccata die Suite mit virtuoser Dramatik beschließt.

Giulio Caccini (ca. 1550-1618)

Ave Maria

Obwohl diese Komposition tatsächlich eine Zuschreibung neueren Datums ist, verkörpert sie den Geist der frühen italienischen Barockmusik. Die schlichte, expressive Melodie über einer transparenten Begleitung schafft einen Moment kontemplativer Ruhe und spiritueller Tiefe.

Christopher Tambling (1964-2015)

Abendlied

Tambling, ein britischer Komponist und Organist, schuf mit seinem „Abendlied“ ein Werk von zeitloser Schönheit. Die sanfte Melodie und die warmen Harmonien evozieren die friedvolle Stimmung des Tagesendes und laden zur inneren Einkehr ein – ein würdiger Abschluss für dieses vielseitige Programm.

Interpreten:
Florian Sauer (Enkenbach-Alsenborn) – Gesang
Werner Koch (Rostock) – Orgel
29.06.2025 // 17.00 Uhr // Paolo Oreni // Mailand

Sinfonia aus der Kantate BWV 29 Bearbeitung: Marcel Dupré

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Die strahlende Sinfonia eröffnet den Abend mit einem kraftvollen und festlichen Klang. Ursprünglich als Eröffnungssatz für eine Ratswahl-Kantate komponiert, überträgt die virtuose Bearbeitung von Marcel Dupré den original für Violine konzipierten Part eindrucksvoll auf die Orgel. Bachs Meisterschaft in der Verarbeitung kontrapunktischer Strukturen wird hier in einem wahrhaft majestätischen Orgelklang hörbar
.

Ad nos, ad salutarem undam

Franz Liszt (1811-1886)
In dieser monumentalen Fantasie und Fuge entfaltet Liszt ein gewaltiges Klangpanorama, das die technischen und klanglichen Möglichkeiten der Orgel voll ausschöpft. Das Werk basiert auf einem Thema aus Giacomo Meyerbeers (1791 – 1864) Oper „Der Prophet“ und führt den Zuhörer in eine Welt romantischer Klangexpressivität.
Liszts eigene virtuose Spieltechnik und harmonische Raffinesse machen dieses Stück zu einem Höhepunkt des romantischen Orgelrepertoires.
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PAUSE
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Concerto in D-Dur BWV 972

Allegro – Larghetto – Allegro

Antonio Vivaldi (1678-1741) / Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Bach übertrug dieses ursprüngliche Violinkonzert Vivaldis meisterhaft für die Orgel. Die Bearbeitung zeigt Bachs Fähigkeit, die italienische Leichtigkeit und Virtuosität mit deutscher Kontrapunktik zu verbinden.
Die drei Sätze führen von lebhafter Energie über innige Melodik hin zu einem mitreißenden Finale, das die Virtuosität des Organisten herausfordert.

Allegro aus der VI. Symphonie op. 42/2

Charles-Marie Widor (1844-1937)

Das Allegro bildet den majestätischen Kopfsatz der sechsten Orgelsymphonie Widors. Mit seiner rhythmischen Prägnanz, harmonischen Fülle und klanglichen Pracht repräsentiert es die französische Orgelromantik in ihrer Blütezeit.
Widor verstand es, die Orgel als klanggewaltiges Instrument zu nutzen und ihr einen sinfonischen Charakter zu verleihen.

Improvisation über ein gegebenes Thema

Paolo Oreni
Als krönender Abschluss des Konzerts wird der Organist die spontane Kunst der Improvisation demonstrieren. Das Publikum ist eingeladen, ein Thema vorzuschlagen, das dann in verschiedenen Stilrichtungen verarbeitet und zu einer faszinierenden musikalischen Reise führen wird.
Diese Darbietung bietet einen einzigartigen Einblick in die Kreativität und Virtuosität des Organisten.
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EXKURS: Liszts „Ad nos, ad salutarem undam“

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Mit „Ad nos, ad salutarem undam“ schuf Franz Liszt eine Mini-Oper ohne Worte, die für die Orgel die Tür zur romantischen Fantasie öffnete. Das 1850 komponierte Werk basiert auf einem Choral aus der Oper „Le Prophète“ von Giacomo Meyerbeer (1791-1864), dem seinerzeit gefeierten Meister der Grand Opéra. Der Choral der Wiedertäufer „Ad nos, ad salutarem undam“ aus dem ersten Akt der Oper inspirierte Liszt zu einer der bedeutendsten Orgelfantasien des 19. Jahrhunderts.
Der Eröffnungsteil präsentiert das Thema zunächst in düsterer d-Moll-Stimmung. Wie in einer Opernouvertüre wird das musikalische Material vorgestellt, das später zu einem komplexen Drama verwoben wird. Die chromatischen Wendungen und rhythmischen Variationen des Themas erinnern an die Gesangslinien dramatischer Arien.
Im folgenden Adagio entfaltet sich eine kontemplative Szene von berückender Intimität. Hier zeigt sich Liszts Genie in der Behandlung der Orgel als ausdrucksstarkes Soloinstrument. Die zarten Registrierungen und fließenden Melodiebögen schaffen eine Atmosphäre, die an lyrische Opernarien erinnert.
Der finale Fugenteil steigert sich zu einem gewaltigen Finale. Wie in einer dramatischen Opernszene verdichten sich die musikalischen Ereignisse zu einem überwältigenden Höhepunkt. Die virtuose Behandlung der Orgel sprengt die Grenzen des bis dahin Gewohnten.

Die Interpretation auf der Furtwängler-Orgel

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Die historisch bedeutsame Orgel von Philip Furtwängler, mit 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal, verkörpert einen Wendepunkt der Orgelbaugeschichte. Ihre Disposition folgt noch dem klassischen Werkprinzip, öffnet sich aber bereits den neuen klanglichen Idealen der Romantik.
Das Hauptwerk mit seinen Grundstimmen bildet das Fundament für die großen Tuttistellen. Das Oberwerk mit seinem Schwellkasten ermöglicht trotz der begrenzten Registerzahl differenzierte dynamische Abstufungen. Die sanften 8′-Stimmen eignen sich besonders für die lyrischen Passagen des Adagio-Teils.
Diese reduzierte Version offenbart neue Facetten des Werks. Die Konzentration auf das Wesentliche der musikalischen Aussage tritt in den Vordergrund. Sie zeigt, dass die emotionale Kraft von „Ad nos“ nicht von der Größe des Instruments abhängt, sondern von der durchdachten Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten.
Diese „Mini-Oper ohne Worte“ zeigt Liszt auf der Höhe seiner Kunst. Sie vereint kontrapunktische Meisterschaft mit romantischer Ausdruckskraft und erschließt der Orgel neue klangliche und emotionale Dimensionen.“
25.05.2025 // 17.00 Uhr // Loreto Aramendi // San Sebastian, Spanien

Toccata in F-Dur BUX WV 156

Dietrich Buxtehude (1637-1707)
Diese eindrucksvolle Toccata öffnet das Konzert mit kraftvollen, virtuosen Passagen und zeigt die Meisterschaft Buxtehudes in der Orgelkomposition. Sie ist ein hervorragendes Beispiel für den norddeutschen Barockstil und setzt den Ton für die darauffolgenden Werke.

 

Funérailles (Harmonies poétiques et religieuses – 1849)

(Transkription von Louis Robilliard) Franz Liszt (1811-1886)

Liszt, ein Pionier der Romantik, verarbeitet hier den Tod und das Gedenken an die Verstorbenen in einem tief emotionalen Stück. Die Transkription für Orgel lässt die reichhaltige Harmonik und die eindringliche Melodik des Originals erstrahlen.

 

Danse macabre (Transkription von Louis Robilliard)

Camille Saint-Saëns (1835-1921)
Dieses Werk thematisiert den Tanz des Todes und verbindet groteske und fröhliche Elemente. Saint-Saëns‘ brillante Instrumentation und lebhafte Rhythmen werden in der Orgeltranskription lebendig und bieten einen spannenden Kontrast zum vorhergehenden Stück.

 

Pelléas et Mélisande (Transkription von Louis Robilliard)

Gabriel Fauré (1845-1924)
In dieser bewegenden Transkription wird die zarte und melancholische Atmosphäre von Faurés Musik eingefangen. Besonders die Sicilienne, die hier präsentiert wird, ist ein Höhepunkt der romantischen Lyrik und schafft eine gefühlvolle Verbindung zwischen den Charakteren.

 

Rédemption (Interludio Sinfónico)

(Transkription von Louis Robilliard) C. Franck (1882-1890)

Francks Werk ist von tiefem Glauben und spiritueller Erhebung geprägt. Die Orgeltranskription bringt die majestätischen Harmonien und die bewegende Melodik zur Geltung und schafft einen meditativen Moment im Konzertverlauf.

 

Choral Improvisation “Victimae Paschali”

Charles Tournemire (1870-1939)

Abschließend bietet Tournemires Improvisation über die brühmte Oster-Sequenz eine festliche und feierliche Note. Sie vereint Tradition und Improvisation und lässt die Zuhörer in eine spirituelle Atmosphäre eintauchen, die den Abend gebührend ausklingen lässt.

 

Einführung in die Orgelmusik der Romantik und ihren Übergang zum Expressionismus sowie die Thematik der Transkription

Die Orgelmusik der Romantik, die sich etwa vom frühen 19. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts erstreckt, ist eine blühende Phase, die von emotionaler Tiefe und virtuoser Gestaltung geprägt ist. Komponisten wie Franz Liszt, César Franck und Gabriel Fauré erweckten mit ihren Werken nicht nur die majestätischen Klänge der Orgel zum Leben, sondern schufen auch eine reiche Palette von Ausdrucksformen, die von leidenschaftlicher Romantik bis hin zu ergreifender Melancholie reichen. Diese Musik spiegelt die Suche nach dem Individuellen und dem Unaussprechlichen wider, die charakteristisch für die romantische Ästhetik ist.
Der Übergang zum Expressionismus, der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an Bedeutung gewann, brachte eine neue Intensität und Komplexität in die musikalische Sprache. Während der Expressionismus die emotionale Ausdrücklichkeit der Romantik weiterführte, wandte er sich zunehmend von traditionellen Harmonien und Formen ab und experimentierte mit neuen Klangwelten. Komponisten wie Arnold Schönberg und Alban Berg suchten nach Wegen, um die innersten Empfindungen des Menschen zu erfassen und in musikalische Formen zu übersetzen. Die Orgel, als Ausdrucksträger dieser komplexen Gefühle, fand auch im Expressionismus ihren Platz. Besonders Charles Tournemire, ein Schüler von Franck, kombinierte romantische Elemente mit einem innovativen, expressiven Ansatz, der die spirituelle Dimension der Orgelmusik vertiefte.
Ein bedeutendes Merkmal beider Epochen ist die Praxis der Transkription für die Orgel. Diese ermöglicht es, Werke, die ursprünglich für andere Instrumente oder Ensembles geschrieben wurden, in die Klangwelt der Orgel zu übertragen. Transkriptionen sind nicht nur technische Umsetzungen, sondern auch kreative Neuinterpretationen, die den Organisten erlauben, die emotionalen und dramatischen Qualitäten der Originalkompositionen neu zu gestalten.
In der Orgelmusik der Romantik und des Expressionismus sind die Transkriptionen von Louis Robilliard besonders hervorzuheben. Sie fangen die Essenz der Originalwerke ein und übertragen deren tiefgründige Emotionen auf die Orgel, wodurch die Zuhörer die Möglichkeit erhalten, diese komplexen Gefühle in einem neuen Klangkontext zu erleben. Durch diese Transkriptionen wird der Zuhörer eingeladen, die Verbindung zwischen den beiden Epochen zu entdecken und die evolutionären Schritte der Musikgeschichte nachzuvollziehen, die von romantischer Leidenschaft zu expressionistischer Intensität führen.

 

Exkurs

Hinweis zu Louis Robilliard (* 10. Dezember 1939 in Beirut) als Transkripteur
Louis Robilliard ist ein herausragender Organist und Transkripteur, dessen Arbeiten einen bedeutenden Beitrag zur Orgelmusik des 20. Jahrhunderts geleistet haben. Seine Transkriptionen sind bekannt für ihre technische Brillanz und die Fähigkeit, die emotionale Tiefe und den Charakter der Originalwerke einzufangen. Robilliard hat sich besonders darauf spezialisiert, komplexe Kompositionen für Orgel zu adaptieren, wobei er sowohl die klanglichen Möglichkeiten des Instruments als auch die expressive Intention der ursprünglichen Werke berücksichtigt.
Sein Ansatz als Transkripteur geht über eine bloße Umarbeitung hinaus; er interpretiert die Musik neu und eröffnet dem Publikum neue Perspektiven auf bekannte Stücke, indem er deren Klangwelt in die reichhaltige Palette der Orgel überträgt. Durch seine Arbeit gelingt es Robilliard, die Brücke zwischen verschiedenen musikalischen Epochen zu schlagen und die zeitlose Schönheit der Musik für das Orgelspiel zugänglich zu machen. Seine Transkriptionen ermöglichen es Organisten, die emotionale Kraft der romantischen und expressionistischen Musik in vollen Zügen zu entfalten und sie in einem neuen Licht erstrahlen zu lassen.
(Stefan Polster)

 
Webseite von Loreto Aramendi

Konzertberichte 2024

Abschlusskonzert mit Matthias Eisenberg: Geniale Fingerfertigkeit und Hingabe

Nordstemmen – Matthias Eisenberg gilt als Legende der Orgelmusik. 2023 hat der 68-Jährige erstmals das Publikum in der Nordstemmer St. Johanniskirche mit seinem virtuosen Spiel und seinen Improvisationen begeistert. Jetzt hat der Organist erneut für ein volles Gotteshaus und musikalischen Hochgenuss an der Furtwängler-Orgel gesorgt. Pastor Kay Oppermann zeigte sich „überglücklich“, dass der „große Meister“ wieder den langen Weg nach Nordstemmen auf sich genommen habe.

Mit dem hochkarätigen Konzert des international renommierten Orgelsolisten ist die zweite Auflage des Nordstemmer Orgelsommers unter großem Applaus zu Ende gegangen. Wer auf die Improvisationen gespannt war, musste sich bis zum zweiten Teil des Konzertprogramms gedulden. Erst nach der Pause zog Eisenberg alle Register und erfreute die im Kirchenschiff versammelten Orgelmusikliebhaber mit einer aus Einzugsmarsch, Adagio, Scherzo, Pas de Deux und Finale bestehenden Ballett-Suite in fünf Sätzen, denen allesamt Improvisationen zu bekannten Kirchenliedern zugrunde lagen – von „Großer Gott wir loben Dich“ über das „Ave Maria“ bis hin zum Gotteslob „Te Deum laudamus“. Aber bereits mit den ersten Takten zeigte der Orgelvirtuose, der im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel begonnen hat und bereits vier Jahre später, als Neunjähriger, in seine Kirchenmusiker-Karriere als Organist verschiedener Kirchengemeinde startete, welch faszinierende Fülle an Klangfarben in dem 1864 gebauten Instrument steckt.

Einen besseren Auftakt als die Fanfarenklänge aus Johann Sebastian Bachs vermutlich bekanntestem Orgelwerk, der „Toccata con Fuga in d-Moll“ (BWV 565) hätte der Konzertabend kaum haben können. Große Hingabe und geniale Fingerfertigkeit machten auch aus den folgenden Stücken ein besonderes Erlebnis. So zart-gefühlvoll wie tief berührend präsentierte Eisenberg „Prélude, Fuge et Variation“ (Op 18) aus der Feder des französischen Komponisten César Franck. Die folgenden Töne, mit denen der Meister das Kirchenschiff erfüllte, gingen ebenfalls zu Herzen. Aus den „24 Pièces en style libre“ von Louis Vierne hatte Eisenberg opus 31 mitgebracht, ein traumschönes Wiegenlied, auf Französisch: „Berceuse“.

Federleicht und scheinbar mühelos begeisterte Eisenberg auch mit der Orgelversion der Bachkantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 645). Kein einziger langweiliger Ton – das gilt auch für die beeindruckende Art und Weise, wie der gebürtige Dresdner den Spätromantiker Max Reger interpretierte, von dem er Toccata und Fuge on d-Moll (Op 59, Nr. 5 und 6) mitgebracht hatte. Großer Applaus, in den der Kirchenmusiker Stefan Polster eingeschlossen war. Polster hatte als Registrant gezeigt, dass Orgelspiel bisweilen auch Teamarbeit bedeutet.

Text und Bild: Ann Katrin Oelkers, LDZ

Paolo Oreni begeistert Publikum mit Livemusik zum Film Nosferatu

Ein Film ohne Gespräche, ohne Geräusche, ohne Musik, ohne Ton? Fast 130 Jahre nach der Geburtsstunde des Mediums Films ist das für uns kaum mehr vorstellbar. Doch auch wenn die Schauspieler auf der Leinwand in den Anfängen des Kinos stumm blieben – muxmäuschenstill war selbst zu Stummfilm-Zeiten ein Kinobesuch nicht. Klavierspieler begleiteten die Szenen mit Musik.

Was aus der Zeit gefallen wirkt, ist auch heute noch ein faszinierendes Erlebnis wie ein besonderer Abend in der St. Johanniskirche gezeigt hat. In den Hauptrollen: Paolo Oreni, die 1864 gebaute Furtwängler-Orgel und ein Stummfilm-Horror-Klassiker aus der gesellschaftlichen Umbruchzeit der Roaring Twenties, „Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens“. Der als Organist international bekannte Italiener, der als Elfjähriger mit dem Orgelspiel begonnen hat, hat sich unter anderem der musikalischen Untermalung von Stummfilmen verschrieben und zwischen zwei Konzerten erstmals Station in Nordstemmen gemacht. „Seine Partitur ist der Bildschirm, jeder Ton, jede Klangfarbe, jede Melodie entsteht im Augenblick“, stimmte Pastor Kay Oppermann das Publikum auf den hochkarätigen Abend im Zeichen der früher einmal in den Kinosälen gepflegten „hohen Kunst“ der Live-Vertonungen ein. Die Befürchtungen von Stefan Polster, Kirchenmusiker und musikalischer Leiter der Reihe Nordstemmer Orgelmusiken, der Abend könne auf Desinteresse stoßen, erwiesen sich als unbegründet. Nur wenige der im Halbrund um die große Leinwand arrangierten Stühle waren frei geblieben.

Dass Paolo Oreni nur wenige Stunden vor dem Event zum ersten Mal an der Furtwängler-Orgel aus der Zeit der Romantik Platz genommen hatte, war in keiner Sekunde zu spüren. Es sei ein besonderes Instrument, „ganz phantasisch“, schwärmte der Organist kurz bevor er Beginn der Aufführung. Den Film „Nosferatu“, der anstelle von Notenblättern über den Bildschirm flimmerte, hat er schon oft gesehen. Besondere Herausforderung beim Orgelkino für ihn ist, dass die Farbe einer Orgel jedes Mal anders klingt, er aus der breiten Palette an Klangfarben die für das Geschehen auf der Leinwand passende finden muss.

Um es kurz zu machen: Oreni meisterte die Aufgabe mit Bravour und lieferte zu den düster-expressionistischen Szenen der Vampirgeschichte den passenden, atmosphärisch -dichten Sound. Das Werk um die dämonische Hauptfigur, um traumatische Seelenzustände und das uralt-zeitlose Thema vom Kampf Gut gegen Böse untermalte der Organist mal infernalisch dröhnend, laut und intensiv, mal mit zart schwebenden Tönen. Stimmungen, Schrecken und Schauder verstärkte er dann und wann auch mit messerscharfen Klängen, bei denen Erinnerungen an einen anderen Klassiker des Grusel-Genres wach wurden, an Alfred Hitchcocks „Psycho“ und den kalt-kreischenden Violinen-Sound aus der ikonischen Duschszene.

Die Live-Improvisation von Paolo Oreni schlug nicht nur einen meisterhaften Spannungsbogen zwischen den Kunstformen Musik und Film, zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem. Sie zeigte auch den Facettenreichtum und vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten der Furtwängler-Orgel auf beeindruckende Weise. Das Publikum bedankte sich für das einmalige Kulturerlebnis mit großem Applaus. (Text und Bild: Ann-Cathrin Oelker, LDZ)

Michael Culos Medley zum Gesangbuchjubiläum lässt Hörer:innen Melodien such

Mit einer Eigenkomposition zum 500-jöhrigen Jubiläum des Evangelischen Gesangbuchs schloss Domkantor Michael Čulo sein Orgelkonzert am 1.9. in der St. Johannis-Kirche ab. Der 1980 geborene Musiker und Komponist hatte zehn bekannte Gesangbuchlieder in seiner Komposition für die Evangelische Kirche in Deutschland versteckt und lud die Konzertbesucher zum Raten ein. Niemand hatte schließlich alle Lieder entdeckt, da manche kunstvoll in das Orgelwerk eingewoben waren.

Zum Konzert war Michael Čulo zusammen mit seiner Frau Kirchenmusikdirektorin Angelika Rau-Čulo gekommen. Diese hatte nicht nur im letzten Jahr ein Konzert in Nordstemmen gespielt, sondern visitiert aktuell alle Musikgruppen der Kirchengemeinde.

Jan Liebermann erweckt aller Meister zu neuem Leben

Barockmusik möchte vermutlich am liebsten auf einer Barockorgel wiedergegeben werden, zumindest macht ein stilistisch definiertes Instrument dem Organisten das Spiel erheblich leichter. Die gut 160 Jahre alte Furtwängler-Orgel in der Nordstemmer St. Johanniskirche ist stilistisch breiter aufgestellt, auf Romantik wie auf Barock. Den klanglichen Idealen aus der Blütezeit des Instruments nahezukommen, wird dadurch anspruchsvoller. Vor rund 80 Musikliebhabern meisterte Ausnahmetalent Jan Liebermann alle Herausforderungen mit Bravour.

Der bald 19-Jährige ist der Shooting-Star in der Orgelszene, hat national wie international bereits viele Preise für sein hervorragendes Spiel gewonnen und überzeugte auch seine Zuhörer in St. Johannis. Wie er am Rande des Konzerts verriet, ist er kein Fußball-Fan. Den Fußballbegeisterten im Publikum, die zwischen EM-Finale vor dem heimischen Fernseher und Konzertbesuch geschwankt hatten, versprach Pastor Kay Oppermann nicht zu viel, als er zur Begrüßung versicherte: „Sie haben sich richtig entschieden.“

Unter der Überschrift „Alte Meister in neuer Frische“ hatte Jan Liebermann unter anderem die imposant-würdevolle Toccata und Fuge in a-moll von Bachs Lieblingsschüler Johann Ludwig Krebs (1713-1780) im Gepäck. Was dann folgte, holte den Frühling und ein Stück Natur in die Kirche. Mit dem zauberhaft interpretierten „Capriccio sopra il cucu“, einem Kuckucksruf aus den Orgelpfeifen aus der Feder Johann Kerlls (1627-1693) verbreitete der junge Organist fröhliche Leichtigkeit. So souverän wie virtuos nahm sich der 18-Jährige auch Großmeister Bach (1685-1750) vor. Das Publikum freute sich an der gehörigen Portion Musikalität, mit der Liebermann die Sonate Nr 3 in d-Moll (BWV 527) eine der sechs von Bach als technisch anspruchsvolles Unterrichtsmaterial für seinen Sohn Friedemann komponierten Triosonaten – mit Leben füllte.

Nach der Pause ging es weiter in Moll und einem Himmel voller Geigen. Arrangeur Guy Bovet hatte Vivaldis (1678-1741) Konzert in h-Moll op. 3 Nr. 10 für Violinen auf die Klangmöglichkeiten der Königin unter den Instrumenten übertragen. Aus Italien mitgebracht hatte der Gast aus dem Hessischen, der im Sommersemester 2020 als Jungstudent in die Young Academy der HfMDK Frankfurt am Main in die Orgelklasse aufgenommen wurde und neben dem Orgelstudium im kommenden Jahr sein Abi bauen will, außerdem Frühbarockes von Girolamo Frescobaldi ( 1583-1643). Nach den fein ausgearbeiteten Toccaten ging es mit einer Toccata weiter, nun von Bach. Mit Adagio und Fuge in C-Dur (BWV 564) war das hörenswerte Konzert aber noch nicht vorbei. Ohne eine Zugabe, wollte das begeisterte Publikum Jan Liebermann nicht gehen lassen.

Text und Bild: Ann Cathrin Oelkers

Hanna Jursch und Tobias Langwisch begeistern mit Pop und Jazz in Nordstemmen

Nordstemmen. Ein sanfter Orgelton ist zu hören. Danach einzelne Facetten, jetzt werden es Klanggebilde. Dann kommt ein Gurgeln, Schnalzen, Stimmpercussion. Neue Klänge formen sich ganz langsam zu einer Melodie. Irgendwann ist sie hörbar, nein erlebbar, die Tonfolge von „Mercy is falling“. Ein Erlebnis.

 Am Sonntag, den 9. Juni nahmen Hanna Jursch und Tobias Langwisch 60 Hörerinnen und Hörer beim ersten Konzert der Reihe von Nordstemmer Orgelmusiken in der St. Johanniskirche auf eine Reise mit ungewohnten Klängen. 

Perfekte Harmonie

Die beiden Kirchenkreiskantoren hatten eigens für das Konzert neue Arrangements geschaffen und präsentierten barocke Gesänge von John Dowland ebenso wie Filmmusik von Stefan Nilsson in perfekter Harmonie. Hanna Jursch nahm mit ihrer ausdrucksstarken und über mehrere Oktaven reichenden Stimme vom ersten Ton die große Nordstemmer Kirche ein. Das kam bei den Hörerinnen und Hörern sehr gut an. Jedes Lied wurde mit begeistertem Einzelapplaus gewürdigt.

Jeder Fuß wippte mit

Den zweiten Teil ihres Konzertes musizierten die für den Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld tätigen Kantoren statt an der Orgel mitten im Publikum. Nun wippte jeder Fuß bei Curtis Meyfields „People Get Ready“ mit. Zudem zeigten Hanna Jursch und Tobias Langwisch auch, was in manch altem Kirchenlied steckt. So mitreißend hatten wohl niemand „Du meine Seele singe“ jemals gehört. Zwischendurch entlockte Tobias Langwisch dem romantischen Instrument des Elzer Orgelbauers Philip Furtwängler mit einem Satz aus Leon Boellmanns „Suite Gothique“ einen sanften Klangteppich. Ein Klang wie aus einer anderen Welt.

Mehrere Minuten Applaus

Nach mehreren Minuten Applaus gab Hanna Jursch zu: „Wir hatten noch nicht einmal Zeit, eine Zugabe einzuüben. So beschäftigt waren wir mit dem Programm.“ Selbstverständlich gab es dann doch eine Zugabe und von Nordstemmens Pastor Kay Oppermann als kleinen Dank für ein großes Konzert eine Kopfbedeckung mit Nordstemmer Kirchenlogo.

Die Orgel

Die Disposition

Hauptwerk: Bordun 16′ Principal 8’ Gamba 8’ Rohrflöte 8’ Octav 4’ Octav 2’ Trompete 8’ Rohrflöte 4’ Spitzquinte 2 2/3´ Mixtur 4-fach

Schwellwerk: Spitzflöte 8´ (schwebend) Geigen Prinzipal 8’ Salicional 8’ Gedact 8’ Clarinette 8’ Gedactflöte 4’ Gemshorn 4’

Pedal: Subbass 16′ Violonbass 16′ Posaunenbass 16′ Principalbass 8’ Bordun 8′ Octav 4’

Infos zum Instrument

Die Orgel in der St. Johanniskirche ist (nach Gronau/Leine) das an der Registerzahl gemessen drittgrößte Instrument aus der Orgelbauwerkstatt von Philipp Furtwängler aus Elze.

Die Orgel besitzt seit der Bauzeit 23 Registern und 1259 Pfeifen und erklang zum ersten Mal im Sommer 1864. Das Werk Furtwänglers fand seinen Platz auf der Westempore der zwei Jahre alten Kirche von Konsistorialbaumeister Ludwig Hellner aus dem Jahr 1862. Der Prospekt im neogotischen Stil stammt vom Architekten Wilhelm Tochtermann aus Hildesheim.

Die größten Pfeifen der Orgel ist 5,30 m lang, die kleinste 1 cm. Die Orgel wurde im Jahr 2001 von der Firma Hillebrand gründlich gereinigt und in einen klanglich nahen sowie technisch mustergültigen Zustand zurück geführt. Die Orgel ist vollmechanisch mit Schleifladen ausgelegt. Das elektrische Gebläse der Orgel mit einer einfachen Schöpf- und Faltenbalganlage befindet sich in einem hinter der Orgel gelegenen Turmraum.

Klangbeispiele

Johann Sebastian Bach - Sonate Nr. 3 d-moll BWV 527

von Jan Liebermann | Furtwängler Orgel von 1864

Johann Heinrich Knecht - Cantabile aus B-Dur Larghetto

von LKMD Winfried Dahlke | Furtwängler Orgel von 1864

Johann Heinrich Knecht - Rondo aus G-Dur

von LKMD Winfried Dahlke | Furtwängler Orgel von 1884

Johann Sebastian Bach / Adagio in d-moll BWV 593

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Gebet und Toccata

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Französische Overtüre

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Siciliano

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Stefan Polster

Kirchenmusiker Stefan Polster ist bei den Sommermusiken für die musikalische Leitung und als Orgelbauer auch für das Wohlergehen des Instrumentes zuständig.

Kontakt: Stefan.Polster-Hildesheim@t-online.de

Kay Oppermann

Als Pastor der Kirchengemeinde St. Johannis Nordstemmen kümmert sich Kay Oppermann um die Organisation der Konzerte und die Öffentlichkeitsarbeit.

Kontakt: kay.oppermann@evlka.de