Orgelmusiken

in Nordstemmen 2024
OrgelTermine

Fünf Konzerte

Die St. Johannis Kirchengemeinde lädt im Sommer 2024 zum zweiten Mal zu Orgelkonzerten ein. An der im  Jahr 1864 erbauten Orgel des Elzer Orgelbauers Philip Furtwängler werden in den Monaten Juni – November 2024 namhafte Organist:innen Platz nehmen. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten. Die St. Johannis Kirchengemeinde bietet bei den Orgelkonzerten ein Bistro mit Getränken an.

Die Kirchengemeinde

Die St. Johannis Kirchengemeinde Nordstemmen hat eine lange musikalische Tradition. Für die modernen Gottesdienste „alive, „kreuz & quer“ und „3/17“ haben sich jeweils eine Band gebildet. Die Kirchenchöre der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde fusionieren in diesem Jahr. Die Orgelmusik wurde bekannt durch Formate wie „Große Musik in kleiner Kirche“.

Konzerttermine

Konzert 3 | Orgel | Domkanor Michael Čulo, Hildesheim // 1.9. // 17 Uhr

Im September ist Domkantor Michael Culo in Nordstemmen an der Furtwängler Orgel zu hören. Im letzten Jahr war in Nordstemmen seine Ehefrau, Kirchenmusikdirektorin Angelika Rau-Čulo zu Gast.

Michael Čulo studierte Kirchenmusik, Gesang/Gesangspädagogik und Chorleitung in Rottenburg, Tübingen und Stuttgart. Zahlreiche Meisterkurse ergänzen seine Studien. Er ist Preisträger bei Orgel-, Chorleitungs- und Kompositionswettbewerben und erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge.

Stationen seiner beruflichen Tätigkeit waren die Domsingschule in Rottenburg/Neckar, die Stiftskirche Stuttgart, das Bezirkskantorat in Nürtingen, der Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart und das Kantorat an der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover.

Čulo wirkte bei Rundfunk-, Fernseh-, Video- und CD-Aufnahmen mit. Konzertreisen führten ihn ins benachbarte Ausland, nach Italien, Spanien, Schweden, Norwegen, Indien, in die USA und nach Argentinien. Er arbeitete mit Ensembles wie dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, der Hannoverschen Hofkapelle und dem Sirius Quartet (New York) und dirigierte Uraufführungen bei Festivals wie dem Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd und dem Chelsea Music Festival New York.

Seit September 2021 ist Michae Čulo Domkantor an der Hohen Domkirche zu Hildesheim.

Konzert 4 | Orgel & Stummfilm | Paolo Oreni // 12.10. // 17.00 Uhr

Im Oktober vertont der international bekannte Organist Paolo Oreni  Stummfilm „Nosferatu“ von Fritz Murnau.

Paolo Oreni begann schon als Jungstudent, bei Giovanni Walter Zaramella am Musikinstitut „Gaetano Donizetti“ Orgel und Orgelkomposition zu studieren. Ab 2000 setzte er seine musikalischen Studien am Nationalkonservatorium von Luxemburg fort. Dort gewann er 2002 den ersten Preis im internationalen Wettbewerb „Prix Interrégional-Diplòme de Concert“.

In Rahmen seiner Tätigkeit als Orgelsolist wird er regelmäßig von den bekanntesten internationalen Festivals für Musik in Italien, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Deutschland, Österreich, Niederlande, Großbritannien, Dänemark, Schweden, Spanien, Portugal, Finnland, Norwegen, Albanien, Israel, Polen, Rumänien, Malta, Tschechien und auf die Kanarischen Inseln eingeladen.

Für die französische Plattenfirma Fugatto hat er auf der Bossi-Orgel in Cremolino eine CD aufgenommen, ebenso für ORGANpromotion auf der Rieger-Orgel in Reutlingen, sowie für die Gemeinde von Salorno in Südtirol an der Pirchner-Orgel. Viele Konzerte wurden von europäischen Radiosendern aufgenommen und gesendet, unter anderem vom Bayerischen Rundfunk in München.

Paolo Oreni hält regelmäßig Meisterklassen über Improvisation und Literaturspiel von Bach
bis zur zeitgenössischen Musik in der Erzdiözese München, bei der renommierten internationalen Akademie des Domes zu Altenberg und in verschiedenen anderen deutschen Städten. Er fungiert darüber hinaus als Jurymitglied bei nationalen und internationalen
Wettbewerben.

Als Orgelsachverständiger beschäftigt er sich in Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen Orgelbauern mit der Planung moderner Pfeifenorgeln. Seine eigene seine transportable Konzertorgel entwarf er selbst. (Quelle: https://voxorgani.org/paolo-oreni/)

 

Konzert 5 | Orgel | Prof. Matthias Eisenberg // 3.11. // 17 Uhr

Matthias Eisenberg spielt am 3. November 2024 nach 2023 erneut auf der Furtwängler-Orgel. Begeistert haben 2023 besonders seine Improvisationen.

Seit seinem 9. Lebensjahr war Matthias Eisenberg Organist verschiedener Kirchengemeinden und dann fünf Jahre lang Mitglied des Dresdner Kreuzchores. Er studierte bei Wolfgang Schetelich in Leipzig an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“, wo er im Jahre 1978 das A-Examen bestand und bereits während der Studienzeit Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe war, unter anderem des Improvisationswettbewerbs in Weimar.

1980 holte Kurt Masur ihn kurz vor Fertigstellung des Gewandhaus-Neubaus als 1. Organisten nach Leipzig, wo er gleichzeitig Cembalist des Leipziger Bachorchesters war. Auch wirkte er im DDR-Fernsehen musikalisch in einer Produktion über das Leben Johann Sebastian Bachs mit. Außerhalb der DDR verzeichnete er Erfolge, wie 1983 beim Bachfest in Graz und 1985 an der internationalen Bach-Akademie in Stuttgart. 1985 hatte er beim Internationalen Musikseminar in Weimar eine Gastprofessur für das Fach Orgel inne, außerdem gab er Gastkurse und Meisterklassen unter anderem in Stockholm und Südamerika. In Oybin war er künstlerischer Leiter und Solist einer Konzertreihe, in Rötha Initiator eines Konzertzyklus an den beiden Silbermann-Orgeln.

1986 kehrte Matthias Eisenberg von einer Tournee des Bachorchesters in die Bundesrepublik Deutschland nicht wieder in die DDR zurück. Nach kirchenmusikalischer Tätigkeit in Bad Homburg und Hannover konzertierte er als freischaffender Organist und Cembalist sowie als Partner von Kammerensembles und Sinfonieorchestern in Städten Europas, Asiens, Nord- und Südamerikas sowie in Australien. 1999 ging er zusammen mit dem Orchestre National de Lyon auf eine große Japan-Tournee. Im Januar 2001 trat Eisenberg nach 15 Jahren im ausverkauften Leipziger Gewandhaus erstmals wieder auf. Es gibt zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen mit Eisenberg, z. B. Einspielungen des gesamten Bachschen Orgelwerkes an verschiedenen Orgeln in Niedersachsen oder Aufnahmen zusammen mit Mathias Schmutzler, Joachim Schäfer, Giora Feidman, Harmonic Brass und vielen anderen. Außerdem wurde er bei zahlreichen Orgelneubauten und -renovierungen als Orgelspezialist hinzugezogen. Regelmäßig gestaltet er seine Konzerte auch mit Improvisationen aus, einige CD-Veröffentlichungen enthalten ebenfalls Improvisationen.

Von 1992 bis 2004 war Eisenberg Kirchenmusiker an St. Severin in Keitum auf Sylt. Im November 2004 wurde er Kantor und Organist im Schwesternkirchenverbund der Moritz-, Luther- und Johanniskirche in Zwickau mit Wohnsitz in der erzgebirgischen Bergstadt Schneeberg. (Quelle: Wikipedia)

Konzertberichte

Jan Liebermann erweckt aller Meister zu neuem Leben

Barockmusik möchte vermutlich am liebsten auf einer Barockorgel wiedergegeben werden, zumindest macht ein stilistisch definiertes Instrument dem Organisten das Spiel erheblich leichter. Die gut 160 Jahre alte Furtwängler-Orgel in der Nordstemmer St. Johanniskirche ist stilistisch breiter aufgestellt, auf Romantik wie auf Barock. Den klanglichen Idealen aus der Blütezeit des Instruments nahezukommen, wird dadurch anspruchsvoller. Vor rund 80 Musikliebhabern meisterte Ausnahmetalent Jan Liebermann alle Herausforderungen mit Bravour.

Der bald 19-Jährige ist der Shooting-Star in der Orgelszene, hat national wie international bereits viele Preise für sein hervorragendes Spiel gewonnen und überzeugte auch seine Zuhörer in St. Johannis. Wie er am Rande des Konzerts verriet, ist er kein Fußball-Fan. Den Fußballbegeisterten im Publikum, die zwischen EM-Finale vor dem heimischen Fernseher und Konzertbesuch geschwankt hatten, versprach Pastor Kay Oppermann nicht zu viel, als er zur Begrüßung versicherte: „Sie haben sich richtig entschieden.“

Unter der Überschrift „Alte Meister in neuer Frische“ hatte Jan Liebermann unter anderem die imposant-würdevolle Toccata und Fuge in a-moll von Bachs Lieblingsschüler Johann Ludwig Krebs (1713-1780) im Gepäck. Was dann folgte, holte den Frühling und ein Stück Natur in die Kirche. Mit dem zauberhaft interpretierten „Capriccio sopra il cucu“, einem Kuckucksruf aus den Orgelpfeifen aus der Feder Johann Kerlls (1627-1693) verbreitete der junge Organist fröhliche Leichtigkeit. So souverän wie virtuos nahm sich der 18-Jährige auch Großmeister Bach (1685-1750) vor. Das Publikum freute sich an der gehörigen Portion Musikalität, mit der Liebermann die Sonate Nr 3 in d-Moll (BWV 527) eine der sechs von Bach als technisch anspruchsvolles Unterrichtsmaterial für seinen Sohn Friedemann komponierten Triosonaten – mit Leben füllte.

Nach der Pause ging es weiter in Moll und einem Himmel voller Geigen. Arrangeur Guy Bovet hatte Vivaldis (1678-1741) Konzert in h-Moll op. 3 Nr. 10 für Violinen auf die Klangmöglichkeiten der Königin unter den Instrumenten übertragen. Aus Italien mitgebracht hatte der Gast aus dem Hessischen, der im Sommersemester 2020 als Jungstudent in die Young Academy der HfMDK Frankfurt am Main in die Orgelklasse aufgenommen wurde und neben dem Orgelstudium im kommenden Jahr sein Abi bauen will, außerdem Frühbarockes von Girolamo Frescobaldi ( 1583-1643). Nach den fein ausgearbeiteten Toccaten ging es mit einer Toccata weiter, nun von Bach. Mit Adagio und Fuge in C-Dur (BWV 564) war das hörenswerte Konzert aber noch nicht vorbei. Ohne eine Zugabe, wollte das begeisterte Publikum Jan Liebermann nicht gehen lassen.

Text und Bild: Ann Cathrin Oelkers

Hanna Jursch und Tobias Langwisch begeistern mit Pop und Jazz in Nordstemmen

Nordstemmen. Ein sanfter Orgelton ist zu hören. Danach einzelne Facetten, jetzt werden es Klanggebilde. Dann kommt ein Gurgeln, Schnalzen, Stimmpercussion. Neue Klänge formen sich ganz langsam zu einer Melodie. Irgendwann ist sie hörbar, nein erlebbar, die Tonfolge von „Mercy is falling“. Ein Erlebnis.

 Am Sonntag, den 9. Juni nahmen Hanna Jursch und Tobias Langwisch 60 Hörerinnen und Hörer beim ersten Konzert der Reihe von Nordstemmer Orgelmusiken in der St. Johanniskirche auf eine Reise mit ungewohnten Klängen. 

Perfekte Harmonie

Die beiden Kirchenkreiskantoren hatten eigens für das Konzert neue Arrangements geschaffen und präsentierten barocke Gesänge von John Dowland ebenso wie Filmmusik von Stefan Nilsson in perfekter Harmonie. Hanna Jursch nahm mit ihrer ausdrucksstarken und über mehrere Oktaven reichenden Stimme vom ersten Ton die große Nordstemmer Kirche ein. Das kam bei den Hörerinnen und Hörern sehr gut an. Jedes Lied wurde mit begeistertem Einzelapplaus gewürdigt.

Jeder Fuß wippte mit

Den zweiten Teil ihres Konzertes musizierten die für den Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld tätigen Kantoren statt an der Orgel mitten im Publikum. Nun wippte jeder Fuß bei Curtis Meyfields „People Get Ready“ mit. Zudem zeigten Hanna Jursch und Tobias Langwisch auch, was in manch altem Kirchenlied steckt. So mitreißend hatten wohl niemand „Du meine Seele singe“ jemals gehört. Zwischendurch entlockte Tobias Langwisch dem romantischen Instrument des Elzer Orgelbauers Philip Furtwängler mit einem Satz aus Leon Boellmanns „Suite Gothique“ einen sanften Klangteppich. Ein Klang wie aus einer anderen Welt.

Mehrere Minuten Applaus

Nach mehreren Minuten Applaus gab Hanna Jursch zu: „Wir hatten noch nicht einmal Zeit, eine Zugabe einzuüben. So beschäftigt waren wir mit dem Programm.“ Selbstverständlich gab es dann doch eine Zugabe und von Nordstemmens Pastor Kay Oppermann als kleinen Dank für ein großes Konzert eine Kopfbedeckung mit Nordstemmer Kirchenlogo.

Die Orgel

Die Disposition

Hauptwerk: Bordun 16′ Principal 8’ Gamba 8’ Rohrflöte 8’ Octav 4’ Octav 2’ Trompete 8’ Rohrflöte 4’ Spitzquinte 2 2/3´ Mixtur 4-fach

Schwellwerk: Spitzflöte 8´ (schwebend) Geigen Prinzipal 8’ Salicional 8’ Gedact 8’ Clarinette 8’ Gedactflöte 4’ Gemshorn 4’

Pedal: Subbass 16′ Violonbass 16′ Posaunenbass 16′ Principalbass 8’ Bordun 8′ Octav 4’

Infos zum Instrument

Die Orgel in der St. Johanniskirche ist (nach Gronau/Leine) das an der Registerzahl gemessen drittgrößte Instrument aus der Orgelbauwerkstatt von Philipp Furtwängler aus Elze.

Die Orgel besitzt seit der Bauzeit 23 Registern und 1259 Pfeifen und erklang zum ersten Mal im Sommer 1864. Das Werk Furtwänglers fand seinen Platz auf der Westempore der zwei Jahre alten Kirche von Konsistorialbaumeister Ludwig Hellner aus dem Jahr 1862. Der Prospekt im neogotischen Stil stammt vom Architekten Wilhelm Tochtermann aus Hildesheim.

Die größten Pfeifen der Orgel ist 5,30 m lang, die kleinste 1 cm. Die Orgel wurde im Jahr 2001 von der Firma Hillebrand gründlich gereinigt und in einen klanglich nahen sowie technisch mustergültigen Zustand zurück geführt. Die Orgel ist vollmechanisch mit Schleifladen ausgelegt. Das elektrische Gebläse der Orgel mit einer einfachen Schöpf- und Faltenbalganlage befindet sich in einem hinter der Orgel gelegenen Turmraum.

Klangbeispiele

Johann Sebastian Bach - Sonate Nr. 3 d-moll BWV 527

von Jan Liebermann | Furtwängler Orgel von 1864

Johann Heinrich Knecht - Cantabile aus B-Dur Larghetto

von LKMD Winfried Dahlke | Furtwängler Orgel von 1864

Johann Heinrich Knecht - Rondo aus G-Dur

von LKMD Winfried Dahlke | Furtwängler Orgel von 1884

Johann Sebastian Bach / Adagio in d-moll BWV 593

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Gebet und Toccata

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Französische Overtüre

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Siciliano

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Stefan Polster

Kirchenmusiker Stefan Polster ist bei den Sommermusiken für die musikalische Leitung und als Orgelbauer auch für das Wohlergehen des Instrumentes zuständig.

Kontakt: Stefan.Polster-Hildesheim@t-online.de

Kay Oppermann

Als Pastor der Kirchengemeinde St. Johannis Nordstemmen kümmert sich Kay Oppermann um die Organisation der Konzerte und die Öffentlichkeitsarbeit.

Kontakt: kay.oppermann@evlka.de