Orgelmusiken

in Nordstemmen 2024
OrgelTermine

Fünf Konzerte

Die St. Johannis Kirchengemeinde lädt im Sommer 2024 zum zweiten Mal zu Orgelkonzerten ein. An der im  Jahr 1864 erbauten Orgel des Elzer Orgelbauers Philip Furtwängler werden in den Monaten Juni – November 2024 namhafte Organist:innen Platz nehmen. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten. Die St. Johannis Kirchengemeinde bietet bei den Orgelkonzerten ein Bistro mit Getränken an.

Die Kirchengemeinde

Die St. Johannis Kirchengemeinde Nordstemmen hat eine lange musikalische Tradition. Für die modernen Gottesdienste „alive, „kreuz & quer“ und „3/17“ haben sich jeweils eine Band gebildet. Die Kirchenchöre der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde fusionieren in diesem Jahr. Die Orgelmusik wurde bekannt durch Formate wie „Große Musik in kleiner Kirche“.

Konzerttermine

Konzert 5 | Orgel | Prof. Matthias Eisenberg // 3.11. // 17 Uhr

Matthias Eisenberg spielt am 3. November 2024 nach 2023 erneut auf der Furtwängler-Orgel. Begeistert haben 2023 besonders seine Improvisationen.

Seit seinem 9. Lebensjahr war Matthias Eisenberg Organist verschiedener Kirchengemeinden und dann fünf Jahre lang Mitglied des Dresdner Kreuzchores. Er studierte bei Wolfgang Schetelich in Leipzig an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“, wo er im Jahre 1978 das A-Examen bestand und bereits während der Studienzeit Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe war, unter anderem des Improvisationswettbewerbs in Weimar.

1980 holte Kurt Masur ihn kurz vor Fertigstellung des Gewandhaus-Neubaus als 1. Organisten nach Leipzig, wo er gleichzeitig Cembalist des Leipziger Bachorchesters war. Auch wirkte er im DDR-Fernsehen musikalisch in einer Produktion über das Leben Johann Sebastian Bachs mit. Außerhalb der DDR verzeichnete er Erfolge, wie 1983 beim Bachfest in Graz und 1985 an der internationalen Bach-Akademie in Stuttgart. 1985 hatte er beim Internationalen Musikseminar in Weimar eine Gastprofessur für das Fach Orgel inne, außerdem gab er Gastkurse und Meisterklassen unter anderem in Stockholm und Südamerika. In Oybin war er künstlerischer Leiter und Solist einer Konzertreihe, in Rötha Initiator eines Konzertzyklus an den beiden Silbermann-Orgeln.

1986 kehrte Matthias Eisenberg von einer Tournee des Bachorchesters in die Bundesrepublik Deutschland nicht wieder in die DDR zurück. Nach kirchenmusikalischer Tätigkeit in Bad Homburg und Hannover konzertierte er als freischaffender Organist und Cembalist sowie als Partner von Kammerensembles und Sinfonieorchestern in Städten Europas, Asiens, Nord- und Südamerikas sowie in Australien. 1999 ging er zusammen mit dem Orchestre National de Lyon auf eine große Japan-Tournee. Im Januar 2001 trat Eisenberg nach 15 Jahren im ausverkauften Leipziger Gewandhaus erstmals wieder auf. Es gibt zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen mit Eisenberg, z. B. Einspielungen des gesamten Bachschen Orgelwerkes an verschiedenen Orgeln in Niedersachsen oder Aufnahmen zusammen mit Mathias Schmutzler, Joachim Schäfer, Giora Feidman, Harmonic Brass und vielen anderen. Außerdem wurde er bei zahlreichen Orgelneubauten und -renovierungen als Orgelspezialist hinzugezogen. Regelmäßig gestaltet er seine Konzerte auch mit Improvisationen aus, einige CD-Veröffentlichungen enthalten ebenfalls Improvisationen.

Von 1992 bis 2004 war Eisenberg Kirchenmusiker an St. Severin in Keitum auf Sylt. Im November 2004 wurde er Kantor und Organist im Schwesternkirchenverbund der Moritz-, Luther- und Johanniskirche in Zwickau mit Wohnsitz in der erzgebirgischen Bergstadt Schneeberg. (Quelle: Wikipedia)

Konzertberichte

Paolo Oreni begeistert Publikum mit Livemusik zum Film Nosferatu

Ein Film ohne Gespräche, ohne Geräusche, ohne Musik, ohne Ton? Fast 130 Jahre nach der Geburtsstunde des Mediums Films ist das für uns kaum mehr vorstellbar. Doch auch wenn die Schauspieler auf der Leinwand in den Anfängen des Kinos stumm blieben – muxmäuschenstill war selbst zu Stummfilm-Zeiten ein Kinobesuch nicht. Klavierspieler begleiteten die Szenen mit Musik.

Was aus der Zeit gefallen wirkt, ist auch heute noch ein faszinierendes Erlebnis wie ein besonderer Abend in der St. Johanniskirche gezeigt hat. In den Hauptrollen: Paolo Oreni, die 1864 gebaute Furtwängler-Orgel und ein Stummfilm-Horror-Klassiker aus der gesellschaftlichen Umbruchzeit der Roaring Twenties, „Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens“. Der als Organist international bekannte Italiener, der als Elfjähriger mit dem Orgelspiel begonnen hat, hat sich unter anderem der musikalischen Untermalung von Stummfilmen verschrieben und zwischen zwei Konzerten erstmals Station in Nordstemmen gemacht. „Seine Partitur ist der Bildschirm, jeder Ton, jede Klangfarbe, jede Melodie entsteht im Augenblick“, stimmte Pastor Kay Oppermann das Publikum auf den hochkarätigen Abend im Zeichen der früher einmal in den Kinosälen gepflegten „hohen Kunst“ der Live-Vertonungen ein. Die Befürchtungen von Stefan Polster, Kirchenmusiker und musikalischer Leiter der Reihe Nordstemmer Orgelmusiken, der Abend könne auf Desinteresse stoßen, erwiesen sich als unbegründet. Nur wenige der im Halbrund um die große Leinwand arrangierten Stühle waren frei geblieben.

Dass Paolo Oreni nur wenige Stunden vor dem Event zum ersten Mal an der Furtwängler-Orgel aus der Zeit der Romantik Platz genommen hatte, war in keiner Sekunde zu spüren. Es sei ein besonderes Instrument, „ganz phantasisch“, schwärmte der Organist kurz bevor er Beginn der Aufführung. Den Film „Nosferatu“, der anstelle von Notenblättern über den Bildschirm flimmerte, hat er schon oft gesehen. Besondere Herausforderung beim Orgelkino für ihn ist, dass die Farbe einer Orgel jedes Mal anders klingt, er aus der breiten Palette an Klangfarben die für das Geschehen auf der Leinwand passende finden muss.

Um es kurz zu machen: Oreni meisterte die Aufgabe mit Bravour und lieferte zu den düster-expressionistischen Szenen der Vampirgeschichte den passenden, atmosphärisch -dichten Sound. Das Werk um die dämonische Hauptfigur, um traumatische Seelenzustände und das uralt-zeitlose Thema vom Kampf Gut gegen Böse untermalte der Organist mal infernalisch dröhnend, laut und intensiv, mal mit zart schwebenden Tönen. Stimmungen, Schrecken und Schauder verstärkte er dann und wann auch mit messerscharfen Klängen, bei denen Erinnerungen an einen anderen Klassiker des Grusel-Genres wach wurden, an Alfred Hitchcocks „Psycho“ und den kalt-kreischenden Violinen-Sound aus der ikonischen Duschszene.

Die Live-Improvisation von Paolo Oreni schlug nicht nur einen meisterhaften Spannungsbogen zwischen den Kunstformen Musik und Film, zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem. Sie zeigte auch den Facettenreichtum und vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten der Furtwängler-Orgel auf beeindruckende Weise. Das Publikum bedankte sich für das einmalige Kulturerlebnis mit großem Applaus. (Text und Bild: Ann-Cathrin Oelker, LDZ)

Michael Culos Medley zum Gesangbuchjubiläum lässt Hörer:innen Melodien such

Mit einer Eigenkomposition zum 500-jöhrigen Jubiläum des Evangelischen Gesangbuchs schloss Domkantor Michael Čulo sein Orgelkonzert am 1.9. in der St. Johannis-Kirche ab. Der 1980 geborene Musiker und Komponist hatte zehn bekannte Gesangbuchlieder in seiner Komposition für die Evangelische Kirche in Deutschland versteckt und lud die Konzertbesucher zum Raten ein. Niemand hatte schließlich alle Lieder entdeckt, da manche kunstvoll in das Orgelwerk eingewoben waren.

Zum Konzert war Michael Čulo zusammen mit seiner Frau Kirchenmusikdirektorin Angelika Rau-Čulo gekommen. Diese hatte nicht nur im letzten Jahr ein Konzert in Nordstemmen gespielt, sondern visitiert aktuell alle Musikgruppen der Kirchengemeinde.

Jan Liebermann erweckt aller Meister zu neuem Leben

Barockmusik möchte vermutlich am liebsten auf einer Barockorgel wiedergegeben werden, zumindest macht ein stilistisch definiertes Instrument dem Organisten das Spiel erheblich leichter. Die gut 160 Jahre alte Furtwängler-Orgel in der Nordstemmer St. Johanniskirche ist stilistisch breiter aufgestellt, auf Romantik wie auf Barock. Den klanglichen Idealen aus der Blütezeit des Instruments nahezukommen, wird dadurch anspruchsvoller. Vor rund 80 Musikliebhabern meisterte Ausnahmetalent Jan Liebermann alle Herausforderungen mit Bravour.

Der bald 19-Jährige ist der Shooting-Star in der Orgelszene, hat national wie international bereits viele Preise für sein hervorragendes Spiel gewonnen und überzeugte auch seine Zuhörer in St. Johannis. Wie er am Rande des Konzerts verriet, ist er kein Fußball-Fan. Den Fußballbegeisterten im Publikum, die zwischen EM-Finale vor dem heimischen Fernseher und Konzertbesuch geschwankt hatten, versprach Pastor Kay Oppermann nicht zu viel, als er zur Begrüßung versicherte: „Sie haben sich richtig entschieden.“

Unter der Überschrift „Alte Meister in neuer Frische“ hatte Jan Liebermann unter anderem die imposant-würdevolle Toccata und Fuge in a-moll von Bachs Lieblingsschüler Johann Ludwig Krebs (1713-1780) im Gepäck. Was dann folgte, holte den Frühling und ein Stück Natur in die Kirche. Mit dem zauberhaft interpretierten „Capriccio sopra il cucu“, einem Kuckucksruf aus den Orgelpfeifen aus der Feder Johann Kerlls (1627-1693) verbreitete der junge Organist fröhliche Leichtigkeit. So souverän wie virtuos nahm sich der 18-Jährige auch Großmeister Bach (1685-1750) vor. Das Publikum freute sich an der gehörigen Portion Musikalität, mit der Liebermann die Sonate Nr 3 in d-Moll (BWV 527) eine der sechs von Bach als technisch anspruchsvolles Unterrichtsmaterial für seinen Sohn Friedemann komponierten Triosonaten – mit Leben füllte.

Nach der Pause ging es weiter in Moll und einem Himmel voller Geigen. Arrangeur Guy Bovet hatte Vivaldis (1678-1741) Konzert in h-Moll op. 3 Nr. 10 für Violinen auf die Klangmöglichkeiten der Königin unter den Instrumenten übertragen. Aus Italien mitgebracht hatte der Gast aus dem Hessischen, der im Sommersemester 2020 als Jungstudent in die Young Academy der HfMDK Frankfurt am Main in die Orgelklasse aufgenommen wurde und neben dem Orgelstudium im kommenden Jahr sein Abi bauen will, außerdem Frühbarockes von Girolamo Frescobaldi ( 1583-1643). Nach den fein ausgearbeiteten Toccaten ging es mit einer Toccata weiter, nun von Bach. Mit Adagio und Fuge in C-Dur (BWV 564) war das hörenswerte Konzert aber noch nicht vorbei. Ohne eine Zugabe, wollte das begeisterte Publikum Jan Liebermann nicht gehen lassen.

Text und Bild: Ann Cathrin Oelkers

Hanna Jursch und Tobias Langwisch begeistern mit Pop und Jazz in Nordstemmen

Nordstemmen. Ein sanfter Orgelton ist zu hören. Danach einzelne Facetten, jetzt werden es Klanggebilde. Dann kommt ein Gurgeln, Schnalzen, Stimmpercussion. Neue Klänge formen sich ganz langsam zu einer Melodie. Irgendwann ist sie hörbar, nein erlebbar, die Tonfolge von „Mercy is falling“. Ein Erlebnis.

 Am Sonntag, den 9. Juni nahmen Hanna Jursch und Tobias Langwisch 60 Hörerinnen und Hörer beim ersten Konzert der Reihe von Nordstemmer Orgelmusiken in der St. Johanniskirche auf eine Reise mit ungewohnten Klängen. 

Perfekte Harmonie

Die beiden Kirchenkreiskantoren hatten eigens für das Konzert neue Arrangements geschaffen und präsentierten barocke Gesänge von John Dowland ebenso wie Filmmusik von Stefan Nilsson in perfekter Harmonie. Hanna Jursch nahm mit ihrer ausdrucksstarken und über mehrere Oktaven reichenden Stimme vom ersten Ton die große Nordstemmer Kirche ein. Das kam bei den Hörerinnen und Hörern sehr gut an. Jedes Lied wurde mit begeistertem Einzelapplaus gewürdigt.

Jeder Fuß wippte mit

Den zweiten Teil ihres Konzertes musizierten die für den Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld tätigen Kantoren statt an der Orgel mitten im Publikum. Nun wippte jeder Fuß bei Curtis Meyfields „People Get Ready“ mit. Zudem zeigten Hanna Jursch und Tobias Langwisch auch, was in manch altem Kirchenlied steckt. So mitreißend hatten wohl niemand „Du meine Seele singe“ jemals gehört. Zwischendurch entlockte Tobias Langwisch dem romantischen Instrument des Elzer Orgelbauers Philip Furtwängler mit einem Satz aus Leon Boellmanns „Suite Gothique“ einen sanften Klangteppich. Ein Klang wie aus einer anderen Welt.

Mehrere Minuten Applaus

Nach mehreren Minuten Applaus gab Hanna Jursch zu: „Wir hatten noch nicht einmal Zeit, eine Zugabe einzuüben. So beschäftigt waren wir mit dem Programm.“ Selbstverständlich gab es dann doch eine Zugabe und von Nordstemmens Pastor Kay Oppermann als kleinen Dank für ein großes Konzert eine Kopfbedeckung mit Nordstemmer Kirchenlogo.

Die Orgel

Die Disposition

Hauptwerk: Bordun 16′ Principal 8’ Gamba 8’ Rohrflöte 8’ Octav 4’ Octav 2’ Trompete 8’ Rohrflöte 4’ Spitzquinte 2 2/3´ Mixtur 4-fach

Schwellwerk: Spitzflöte 8´ (schwebend) Geigen Prinzipal 8’ Salicional 8’ Gedact 8’ Clarinette 8’ Gedactflöte 4’ Gemshorn 4’

Pedal: Subbass 16′ Violonbass 16′ Posaunenbass 16′ Principalbass 8’ Bordun 8′ Octav 4’

Infos zum Instrument

Die Orgel in der St. Johanniskirche ist (nach Gronau/Leine) das an der Registerzahl gemessen drittgrößte Instrument aus der Orgelbauwerkstatt von Philipp Furtwängler aus Elze.

Die Orgel besitzt seit der Bauzeit 23 Registern und 1259 Pfeifen und erklang zum ersten Mal im Sommer 1864. Das Werk Furtwänglers fand seinen Platz auf der Westempore der zwei Jahre alten Kirche von Konsistorialbaumeister Ludwig Hellner aus dem Jahr 1862. Der Prospekt im neogotischen Stil stammt vom Architekten Wilhelm Tochtermann aus Hildesheim.

Die größten Pfeifen der Orgel ist 5,30 m lang, die kleinste 1 cm. Die Orgel wurde im Jahr 2001 von der Firma Hillebrand gründlich gereinigt und in einen klanglich nahen sowie technisch mustergültigen Zustand zurück geführt. Die Orgel ist vollmechanisch mit Schleifladen ausgelegt. Das elektrische Gebläse der Orgel mit einer einfachen Schöpf- und Faltenbalganlage befindet sich in einem hinter der Orgel gelegenen Turmraum.

Klangbeispiele

Johann Sebastian Bach - Sonate Nr. 3 d-moll BWV 527

von Jan Liebermann | Furtwängler Orgel von 1864

Johann Heinrich Knecht - Cantabile aus B-Dur Larghetto

von LKMD Winfried Dahlke | Furtwängler Orgel von 1864

Johann Heinrich Knecht - Rondo aus G-Dur

von LKMD Winfried Dahlke | Furtwängler Orgel von 1884

Johann Sebastian Bach / Adagio in d-moll BWV 593

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Gebet und Toccata

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Französische Overtüre

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Improvisation: Siciliano

von Werner Koch | Konzert am 12.8.2023

Stefan Polster

Kirchenmusiker Stefan Polster ist bei den Sommermusiken für die musikalische Leitung und als Orgelbauer auch für das Wohlergehen des Instrumentes zuständig.

Kontakt: Stefan.Polster-Hildesheim@t-online.de

Kay Oppermann

Als Pastor der Kirchengemeinde St. Johannis Nordstemmen kümmert sich Kay Oppermann um die Organisation der Konzerte und die Öffentlichkeitsarbeit.

Kontakt: kay.oppermann@evlka.de